Ethereum Roadmap

Ethereum-Roadmap 2013–2025

Technologische, ökonomische und regulatorische Meilensteine

2013–2014: Projektstart und Whitepaper

Die Ethereum-Roadmap startete mit der Konzepierung von Vitalik Buterin in 2013. 2014 veröffentlichte er das Ethereum-Whitepaper. Darin wird eine blockchain-basierte Plattform mit eigener Turing-voller Programmiersprache für Smart Contracts und dApps beschrieben. 2014 folgte ein Ether-Crowdsale, um die Entwicklung zu finanzieren. Dieser Start legte den Grundstein für das Netzwerk, indem frühzeitig Kapital und Entwicklerinteresse mobilisiert wurden. Ethereum wurde von Beginn an als Open-Source-Projekt mit Fokus auf Dezentralisierung und programmierbarer Chain visioniert.

2015: Start des Mainnets „Frontier“

Nach Entwicklungs- und Testphasen ging das Ethereum-Mainnet Frontier am 30. Juli 2015 live. Der Genesis-Block von Ethereum wurde an diesem Tag gemint. Frontier war bewusst eine „knappe“, rohe Version, die vor allem Entwicklern die ersten Smart-Contract-Experimente erlaubte. In den ersten Tagen war eine extrem niedrige Gas-Obergrenze aktiv (5.000 Gas pro Block), um einen langsamen Start zu ermöglichen. Erst danach entfiel die künstliche Begrenzung und das Netzwerk wurde für echte Transaktionen und dApps geöffnet. Mit Frontier begann die erste nutzbare Ära von Ethereum; der Block-Reward lag damals noch bei 5 ETH und legte die Grundlagen für eine lebendige Community und frühe dApp-Entwicklungen.

2016: Homestead und The DAO-Hack (ETH/ETC-Fork)

Im März 2016 wurde der erste geplante Hard Fork Homestead aktiviert. Homestead beinhaltete Protokolländerungen und Verbesserungen, die Sicherheit und Stabilität erhöhten und Net-Working-Upgrades vereinfachten. Kurz darauf trat Ethereum als voll funktionsfähige Plattform auf.

Im Juni 2016 ereignete sich das einschneidendste Ereignis der frühen Ethereum-Ära: Die dezentrale Organisation The DAO (ein frühzeitiger Investment-Pool auf Ethereum) wurde gehackt, wobei rund ein Drittel der DAO-Mittel (ca. 3,6 Mio. ETH, damals ~60 Mio. USD) gestohlen wurden. Dies löste eine fundamentale Debatte über „Code is law“ und Unveränderlichkeit aus. Ende Juli 2016 entschied sich die Community für einen Hard Fork. Die Blockchain wurde rückwirkend geändert, um die gestohlenen ETH zu den ursprünglichen Investoren zurückzuführen. Dabei entstand eine Aufspaltung des Netzwerks. Die neue Kette mit dem modifizierten History führte das offizielle Ethereum (ETH) weiter, während die unveränderte Kette fortbestehend als Ethereum Classic (ETC) weiterexistiert. Dieser Fork illustrierte die Prinzipienfragen der Community und prägte nachhaltig das Vertrauen in Ethereum.

2017–2019: Metropolis (Byzantium & Constantinople) und Istanbul

Ab 2017 folgten sukzessive Protokoll-Upgrades der Metropolis-Phase. Byzantium ging im Oktober 2017 live und brachte neun EIPs, u.a. für effizientere Transaktionsprüfungen und die erste Verschiebung des Issuances (Difficulty Bomb Adjustment). Ziel war es, Sicherheit zu stärken und den Schwierigkeitsbomben-Zeitplan schrittweise anzupassen.

Die zweite Metropolis-Phase, Constantinople, war mehrfach verzögert. Die Korrektur eines Sicherheitslecks verschob den Fork vom Januar auf den 28. Februar 2019. Constantinople reduzierte u.a. die Block-Reward von 5 auf 3 ETH und führte effizientere Opcodes ein (z.B. CREATE2 für kostengünstige Contract-Deployment-Vorhersagen).

Ende 2019 folgte Istanbul. Dieses achte Hard Fork von Ethereum 1.x optimierte Gas-Kosten weiterer opCodes und erlaubte Interoperabilität mit ZCash (via neue Precompiled Contracts). Istanbul verbesserte vor allem die Skalierbarkeit und Sicherheit (z.B. Schutz vor Gas-Denial-of-Service), und ebnete den Weg für Ethereum 2.0-Komponenten. Alle Updates bis hierhin blieben rückwärtskompatibel und unstrittig. Sie unterstützten eine stabile Entwicklung von Smart Contracts und legten fortwährendes Wachstum des Ökosystems frei.

2020: Einführung der Beacon Chain (Eth2 Phase 0)

Mit dem Start der Beacon Chain am 1. Dezember 2020 begann die Ära des Ethereum 2.0 (PoS-Transition). Die Beacon Chain war eine komplett neue Proof-of-Stake-Blockchain, die parallel zum bestehenden Ethereum-Mainnet lief. Sie verwaltete Validatoren und setzte Staking um, ohne anfänglich Mainnet-Transaktionen zu verarbeiten. Dieses Upgrade (Phase 0) führte das Eth2-Konsensmodell ein und ermöglichte seitdem das Deaktivieren des Proof-of-Work-Miners beim späteren Merge. Mit der Beacon Chain wurden 32 ETH-Einzahlungs-Contracts aktiviert, sodass Validatoren sich registrieren und Ether staken konnten. Dieser Schritt reduzierte Ethereum zwar noch nicht in Funktionsumfang, leitete aber den grundlegenden Umbau der Konsens-Schicht ein. Technisch gesehen war die Beacon Chain vorerst „dicht“, sie legte aber die sichere Grundlage für die komplette Integration von Mainnet und PoS.

2021: Berlin- und London-Upgrade (EIP-1559)

Im Jahr 2021 wurden wichtige Upgrades auf Ethereum 1.x durchgeführt. Das Berlin-Upgrade im April aktivierte vier EIPs zur Gas-Optimierung und führte neue Transaktionstypen ein. Berlin war Teil der „Ethereum 1.x“-Reihe und bereitete das Netzwerk auf London vor. Das folgende London-Upgrade im August 2021 war medienwirksam. Am auffälligsten war EIP-1559, das ein gebührenverbrennendes Gebührenmodell einführte: Es ersetzt das rein marktbasiert vergebene Miner-Gebot durch eine algorithmisch festgesetzte Basis-Gebühr, die verbrannt wird. Dies machte ETH deflationär und stabilisierte zugleich die Gebührenschwankungen. London aktivierte zudem weitere EIPs, die u.a. Wartungs-Funktionen und weitere Gas-Optimierungen einbrachten. Zusammen senkte London effektiv die durchschnittliche ETH-Gesamtversorgung (durch Verbrennung) und leitete eine neue Ära der Gebührenökonomie ein. In der Folge stieg die Attraktivität von dApps und Handel (Krypto-Bullenmarkt 2021) und festigte Ethereum als universelle Asset-Plattform.

2022: The Merge – Übergang zu Proof-of-Stake

Der wichtigste Umstieg in Ethereum-Geschichte war The Merge am 15. September 2022 Die ursprüngliche PoW-Chain (Mainnet) wurde mit der Beacon Chain verschmolzen und damit das Proof-of-Work endgültig abgeschaltet. Technisch gesehen wechselte das Hauptnetzwerk zur PoS-Konsensschicht. Seither sichert Ethereum das Netzwerk durch 100.000+ Validatoren statt durch Mining-Farmen. Die Umstellung reduzierte den Energieverbrauch um ~99,95 %. Nach dem Merge ist die Beacon Chain (PoS) die Konsensschicht für alle Mainnet-Transaktionen geworden. Dieser Übergang hatte weitreichende Folgen: Er beseitigte die Schwierigkeitsexplosion (Difficulty Bomb), beendete den epochalen Wettbewerb der Miner und wurde als Voraussetzung für weitere Skalierung (Shard-Entwicklung) betrachtet. Zugleich entfielen Leistungsengpässe durch Mining-Oligopole und verschoben sich die Belohnungen auf Staker.

2023: Shanghai/Capella – Staking-Auszahlungen

Im April 2023 erfolgte das Shanghai/Capella-Upgrade (sogenannt „Shapella“), das nach dem Merge fälligen letzten Schritt einleitete: die Auszahlung gestaketer ETH. Mit diesem Hard Fork wurden erstmals Auszahlungs-Mechanismen für Validatoren aktiviert. Etwa eine halbe Stunde nach Aktivierung waren bereits tausende Validatoren dabei, rund 5.413 ETH (≙ ca. 10 Mio. USD) abzuheben. Shanghai/Capella beseitigte die letzte Einschränkung des PoS-Systems und reduzierte das Risiko für Staker, weil diese nun Kapital und Erträge flexibel abrufen können. Technisch ermöglichten mehrere EIPs teilweise oder vollständige Abhebungen, sowie Änderungen des Withdrawal-Systems. Das Update festigte die PoS-Ausrichtung: Ethereum gilt damit formell als vollständig PoS-basiert, und das Staking wurde für Privatanleger komplett nutzbar. Zuvor waren etwa 15–17 % des ETH-Angebots als Stake gebunden, die durch Shanghai nun freigegeben wurden.

2024: Cancun–Deneb (Proto-Danksharding und The Surge)

Der nächste große Aufschlag war das Cancun–Deneb-Upgrade (auch „Dencun“ genannt) im März 2024. Es markierte den Übergang in die „Surge“-Phase der Roadmap und brachte vor allem EIP-4844 (Proto-Danksharding). Dabei erhalten Transaktionen nun separate „Blob“-Datenfelder – ein Zwischenschritt hin zu vollem Sharding, der Transaktionen großer Layer-2-Rollups deutlich günstiger macht. Mit EIP-4844 wird das Gas für Datenübermittlung (z.B. Rollup-Calldata) drastisch gesenkt, da „Blob“-Speicherplatz eine eigene Gebührsschnittstelle erhält. Kurz: Der Dencun-Fork aktiviert einen neuen Gebührenmarkt für rollup-orientierte Daten („Blob-Fees“), was erhebliche Einsparungen für Layer-2-Netzwerke ermöglicht. Dies gilt als erster Schritt zu „Danksharding“ – einem Modell, das Daten und Transaktionen auf hunderten „mini-Chains“ (Shards) skaliert. Durch die Verbesserungen sollen Massentransaktionen (bis 100.000 TPS) möglich werden. Das Upgrade optimiert damit direkt die Gebührenstruktur und Skalierung von Ethereum, insbesondere für DeFi und NFTs auf Rollups.

2024–2025: Meta-Roadmap (Surge, Verge, Purge, Splurge)

Nach dem Merge fokussiert sich die langfristige Roadmap auf vier Phasen: The Surge (Danksharding), The Verge (Verkle Trees), The Purge (Historien-Pruning) und The Splurge (kleinere Verbesserungen).

The Surge

Ziel ist extreme Skalierung durch Sharding. Dabei soll Daten-Sharding mit Validierung kombiniert werden (Danksharding), so dass ein Proposer alle Daten für einen Slot sammelt und verteilt. „Proto-Danksharding“ (EIP-4844) ist hierfür der erste Schritt. Volle Shards („Danksharding“) mit „Datenblobs“ und Sampling ermöglichen es, Transaktionen massenhaft zu verarbeiten und dabei Daten für Leichtgewichts-Knoten verfügbar zu halten. Rollups profitieren direkt: Durch kostengünstigere Datenveröffentlichung (Blobs statt Onchain-Calldata) sinken Transaktionsgebühren.

The Verge

Dieser Schritt reduziert den Speicherbedarf für Validators. Mit Verkle-Bäumen (Verkle Trees) werden Speicher- und Verifizierungskosten für State-Daten minimiert. Validatoren müssen dann weniger Daten halten und können sicher sein, dass alte State-Werte effizient nachgewiesen werden. Vergkle-Trees ermöglichen deutlich kleinere Merkle-Nachweise für Konten und Smart Contracts. Dadurch wird „stateless clients“ möglich: Neue Nodes können sich leichter synchronisieren, da sie nicht den vollen State selbst speichern müssen. Dies senkt Hardware-Bedarf und erhöht die Dezentralisierung. Verge ist damit ein wichtiger Schritt zu einem „leichten“ Ethereum-Protokoll.

The Purge

Hier geht es um Reduktion von historischer Datenlast. Die Protokolle sollen alte Blockchain-Historie ausdünnen. EIP-4444 beispielsweise führt eine „Historien-Auslaufzeit“ ein, sodass Clients P2P keine älteren Daten als ca. ein Jahr mehr teilen. Nodes können die historischen Blöcke nach Abschluss der Synchronisation verwerfen (Checkpoint-Sync anstatt Full-Sync). Dies senkt Speicher- und Rechenbedarf drastisch. Der Purge-Aufwand vereinfacht den Client-Code und entfernt Legacy-Einflüsse, was insgesamt Performance- und Sicherheitsvorteile bringt.

The Splurge

Die „Genuss“-Phase fasst eine Reihe kleiner Verbesserungen zusammen, die nicht in die anderen Kategorien passen. Hier werden letzte Rest-EIPs aktiviert, feine Anpassungen gemacht und Komfortfunktionen hinzugefügt. Vitalik beschrieb diese Phase als „die schönen Dinge, wenn alle harten Teile erledigt sind“. Konkrete Änderungen stehen noch aus; wahrscheinlich werden dies u.a. Erweiterungen für EIP-4844 und Feintuning der Client-Performance sein. Das Ziel ist, das Gesamtsystem nach allen großen Upgrades stabil und effizient zu halten.

Entwicklungen im Ethereum-Ökosystem

Parallel zur Protokollentwicklung wuchs Ethereum zu einer Smart-Contract-Plattform für tausende Anwendungen. Direkt nach Frontier entstanden erste dApps und frühe DAOs. 2017–2018 explodierte das Ökosystem: Der ERC-20-Token-Standard erleichterte ICOs und neue Assets, die DeFi-Grundlagen (MakerDAO, Compound) wurden gelegt und erste NFTs entstanden (z.B. CryptoKitties, ERC-721). Ab 2020 kam der DeFi-Boom: Protokolle wie Uniswap, Aave oder Yearn sammelten Milliarden an Liquidität. Gleichzeitig schossen NFT-Plattformen (OpenSea) und Sammlerstücke (Bored Apes, Art Blocks) in die Höhe. Dieses Wachstum steigerte die Nutzung, hob die Marktkapitalisierung von ETH und brachte tiefere Liquidität.

Zur Skalierung entwickelten sich Layer-2-Rollups: Optimistische Rollups (Optimism, Arbitrum) und zk-Rollups (zkSync, StarkNet) gingen ab 2021 in Produktion. Sie bündeln Transaktionen off-chain und laden komprimierte Daten on-chain. Damit entlasten sie die Hauptkette und senken Kosten drastisch. Ab 2023 fließt ihr Großteil der Aktivität in Ethereum ein; sie realisieren bereits heute einen Großteil aller Transaktionen. Insgesamt hat Ethereum so ein breites Ökosystem aus Wallets, DeFi-Diensten, NFT-Marktplätzen und L2-Projekten geschaffen – ein Netzwerk, das ständig neue Anwendungsszenarien trägt (Decentralized Finance, GameFi, DAOs etc.).

Wichtige EIPs

Zu den prägenden Ethereum-Verbesserungen gehören neben EIP-1559 (Gebührenmodell, 2021) auch Standards wie ERC-20 (Token-Standard 2015) und ERC-721 (NFT-Standard 2018). Jedes Upgrade bis 2025 hat die Funktionalität der Plattform erweitert: Beispielsweise ermöglichten EIPs in Homestead/Metropolis effizientere VM-Instruktionen, während EIP-4844 (Cancun 2024) eine neue Gebührenbasis für Daten schuf. Diese und viele weitere EIPs lenkten die technologische Evolution von Ethereum.

Die Ethereum-Roadmap – eine Zusammenfassung

Seit dem Start 2013 hat sich Ethereum durch fortlaufende, koordinierte Hard Forks ständig weiterentwickelt. Jedes Upgrade – von Frontier über Homestead, Metropolis, Istanbul, Berlin/London bis zum Merge, Shanghai und Dencun – baute technische Neuerungen ein und gestaltete das Ökosystem um, sei es durch neue Funktionen (Staking) oder erhöhte Kapazitäten (Beacon Chain, Proto-Danksharding). Bis Mai 2025 ist Ethereum vollständig auf Proof-of-Stake umgestellt und verfolgt ambitionierte Skalierungsziele (Danksharding, Rollups), während sein Ökosystem mit DeFi, NFTs und Layer-2-Technologien intensiv wächst. Durch diese Roadmap bleibt Ethereum eine zentrale, sich dynamisch anpassende Plattform in der Blockchain-Welt.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist keine Finanz- oder Rechtsberatung. Kryptowährungen sind volatil und riskant. Vor Investitionen sollte eine qualifizierte Fachperson konsultiert werden.

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